Der Weise ist leise

 

Ein kleines Mädchen erkannte, dass ihre Vorahnungen und Träume sich stets bewahrheiteten. Im Laufe der Zeit konnte sie sehr gut unterscheiden, welche Traumarten das waren und auch wie sich die Vorahnungen anfühlten. 

 

So begann sie diese in ihrem nahen Umfeld zu äußern. Doch – ach – die Menschen taten diese stets ab und hörten gar nicht richtig hin. Als sie dann eintrafen, hatten sie die Äußerungen des Mädchens schon vergessen gehabt. 

 

So entwickelte sich das Mädchen zu einer jungen Frau und trug ihr stilles Wissen stets in sich. Nach und nach unternahm sie immer mal wieder einen Versuch bei Menschen, von denen sie annahm, dass sie ihre Äußerungen ernst nahmen, mitzuteilen. Doch immer wieder stieß sie auf Ablehnung ihrer Äußerungen. 

 

Irgendwann wurde ihr bewusst, dass diese Äußerungen stets einen Punkt bei Menschen trafen, den sie gar nicht wahrhaben wollen. Ein Stich in einen verdeckten Anteil deren Selbst. So auch die Ablehnung nicht auf sie persönlich zutraf, sondern aufgrund von nicht sehen wollen erfolgte.

  

So hielt sie ihre Kenntnisse von den Träumen und inneren Stimme stets für sich und lebte für sich selbst nach ihnen. Das brachte oft Unverständnis der Mitmenschen mit sich, denn sie wussten ja nichts von ihrer Gabe oder sie wussten es und räumten dieser keinerlei Beachtung bei.

 

Eines Tages ergab es sich wieder, dass die nun junge Frau eine Freundin fand. Gegen ihre damals eigene gefundene Erkenntnis unternahm sie wieder einen Versuch bei dieser Freundin, ihr stilles Wissen mitzuteilen. Nicht, um daraus einen eigenen Vorteil zu ziehen, sondern diese Freundin auf gewisse Sachverhalte aufmerksam zu machen. 

 

Sie hörte dabei ihre eigene Stimme nicht, die ihr davon abriet. Sie war so überzeugt von der Aufrichtigkeit dieser Freundin, dass sie ihre innere Stimme einfach nicht hörte. Gefolgt von ihrer Intuition wurde sie dann an die Tatsachen geführt, die ihr schmerzlich die Augen öffneten. Aus diesem freundschaftlichen Dienst wurde eine ganz andere Geschichte. 

 

Die junge Frau bereute zu tiefst, nicht auf ihre eigene Stimme gehört zu haben, sich in Angelegenheiten eingemischt zu haben, die sie gar nichts angingen. Auch erkannte sie, dass ihr tiefer Wunsch, sich den anderen Menschen aufrichtig mitteilen zu können, nicht in Erfüllung ging. 

 

Das veranlasste sie, danach zu suchen, warum dies so ist. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie eine ganz andere Vorgehensweise anzuwenden hatte. So trug für sie diese Situation wieder zu einer einschneidenden Erkenntnis bei, die für ihre weitere Zukunft ausschlaggebend war. 

 

Parallel reimten sich viele Leute daraus ihre eigene Geschichte und verbreiteten ihre Meinung. Das kannte die junge Frau schon aus ihrer Kindheit und sie scherte sich nicht viel um das Gerede anderer Leute, denn sie wusste, dass ihr stilles Wissen eines Tages eintreten wird und nur sie, die betreffende Freundin und Gott wussten um das tatsächliche Geschehen. 

 

Sie nahm ihren zugewiesenen Platz auf Erden an, lebte danach und blieb sich treu. Sie gab den negativen Erscheinungen nur soviel Aufmerksam wie nötig und konzentrierte sich viel mehr auf die positiven Dinge, Ziele und das Erschaffen von Wünschenswertem.

 

Ihr stilles Wissen wandte sie an, in dem sie anderen eine Stütze war, wenn sie danach gefragt wurde. Ansonsten behielt sie es für sich und trug es still und leise in sich.

 

So erfüllte sich ihr Leben mit Dankbarkeit, Demut, Freude und Liebe.

 

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